Für wen?
Die Aus- und Weiterbildung richtet sich an psychologische und ärztliche Psychotherapeut:innen, Kinder- und Jugend-Therapeut:innen und andere psychotherapeutisch und beraterisch tätige Berufsgruppen, wie Heilpraktiker:innen und Kolleg:innen in Beratungsstellen. Außerdem sind die Inhalte auch für Psychotherapeut:innen interessant, die im Einzelsetting mit Beziehungsthemen arbeiten. Während der Seminare werden die unterschiedlichen Berufsgruppen zusammengefasst, um einen interdisziplinären Austausch zu fördern.
Bedarf
Die meisten Menschen leben in Paarbeziehungen oder streben sie laut Umfragen auch nach Trennungen wieder an. Die Veränderungen der letzten Jahrzehnte im Selbstbild von Männern, Frauen und anderen Geschlechtern, sowie in den familialen Beziehungen generell erfordern neue Methoden bei der Bewältigung von Partnerschaftsproblemen.
Destruktive Paarkonflikte lassen sich nicht allein auf innerpsychische Konflikte zurückführen, sie sind auch das Ergebnis komplexer Dynamiken im intersubjektiven Beziehungsgeschehen, so dass eine Paartherapie in jedem Fall zur Lösung der Probleme beiträgt und eine Einzelpsychotherapie wirksam ergänzen kann. Daher setzen wir uns auch für eine stärkere Verschränkung von Einzel- und Paartherapien ein.
Paartherapie wird als Berufsfeld immer mehr entdeckt, weil Bedarf und Nachfrage in den letzten Jahren stark gestiegen sind. Wir gehen sogar so weit, von einer „neuen Welle“ in der Therapie-Szene zu sprechen. Es gibt also viel zu tun!
Inhalte
Die Wirksamkeitsforschung zu Paartherapie hat mittlerweile herausgefunden, dass Kommunikations- und Konfliktlösungstrainings, die sich vor allem auf kognitive Lernprozesse und Appelle an die Einsicht beschränken, nur bedingt hilfreich sind. Es wird immer deutlicher, dass das Konfliktverhalten hauptsächlich durch die begleitenden Affekte bestimmt wird, weitgehend unbewusst und unwillkürlich, und die Konfliktinhalte nur vordergründig eine Rolle spielen. Deshalb haben wir in den letzten Jahren neben systemischen und verhaltenstherapeutischen Modellen immer stärker die psychodynamische und vor allem emotionsfokussierte Blickrichtung in unseren integrativen Ansatz mit einbezogen. Entscheidend bei diesem Ansatz ist, dass ratsuchende Paare ihre bei Konflikten ausgelösten Emotionen und deren Hintergründe verstehen und wieder wechselseitige emotionale Resonanz erleben können, bevor sie alltagstaugliche Tools auf der Verhaltensebene entwickeln.
Ziele und Methoden
In den Seminaren werden wir verschiedene Bausteine unseres integrativen Ansatzes vorstellen und möglichst praktisch und anwendungsfreundlich vermitteln. Dabei stellen wir die Vorgehensweisen verschiedener therapeutischer Schulen vor, so dass auch Raum für Kontroversen entsteht, z.B. zwischen den mehr auf Bindung ausgerichteten Ansätzen wie z.B. EFT (Emotionally Focused Therapy), und Konzepten, die mehr Autonomiebedürfnisse betonen (z.B. David Schnarch). Vertiefend behandelt werden spezifische Themen, wie z. B. verschiedene Ansätze der Sexualtherapie, Arbeit mit traumatisierten Partnern, Ego-State- und Schema-Therapie und vieles mehr.
Durch die angestrebte Vielfalt können die TeilnehmerInnen ein Interventionsrepertoire entwickeln, das auf ihre fachliche Vorbildung und das jeweilige Arbeitsfeld zugeschnitten ist. Schwerpunkt ist die Anwendung im konkreten Fall. Dazu gibt es viele Übungsbeispiele aus der Praxis, Supervisionsfälle sind willkommen. Zu jedem Wochenende gibt es ein ausführliches Skript mit weiteren Arbeitsmaterialien.
Alle Seminare im Überblick
Termine und Themen der Weiterbildung in Paartherapie 2025/-26:
Seminar I, 21. bis 23. Februar 2025 (mit Anna Finne-Teschke und Dr. Dieter Teschke)
- Ressourcenorientierte Gesprächsführung und psycho-edukative Elemente beim Erstkontakt – z.B. das 2-Länder-Modell
- Diagnostik auf den ersten Blick: Maximierer oder Minimierer?
- Identifikation von destruktiven Interaktionsschleifen („Teufelskreise“)
- Weitere diagnostische Hilfsmittel: Paar-Aufstellung, Partnerschaftstests
- Konstruktives Kommunikationsverhalten als Basis-Kompetenz (Zwiegespräch, Paar-Dialog)
- Die Arbeit mit Vorwürfen - Einladung zur Selbstkonfrontation
Seminar II, 11. bis 13. April 2025 (Dr. Dieter Teschke und mit Anna Finne-Teschke)
- Was wirkt? Wirksamkeitsforschung zur Paartherapie
- Haltung und Rolle als Paartherapeut*in: persönliches Wertesystem, Erfahrungshintergrund, therapeutischer Stil, Helfersyndrom
- Pacing und Leading als therapeutische Strategien
- Entscheidungsfragen und Krisenintervention als Sonderfälle
- Der Rahmen von Paartherapie, Honorar, Werbung, Co-Therapie
- Bildung von Peergroups
Seminar III, 13. bis 15. Juni 2025 (mit Anna Finne-Teschke und Dr. Matthias Lange)
- Zur Bedeutung von Grundbedürfnissen und Grundkonflikten: Der vertiefte Blick auf die Paardynamik
- Adaptionsmuster als Bewältigungsstrategien für unerfüllte Grundbedürfnisse
- Polarisierte Strukturen in der Paardynamik – Anerkennung/Abwertung, Nähe/Distanz u. a. m.
- Vom Alltagskonflikt über die Gefühle zum eigentlichen Bedürfnis und umgekehrt
- Der „Eltern-Dialog“ als paradoxe Intervention bei unbewusster Re-Inszenierung alter Kindheitskonflikte
- Der tiefere Sinn von Paarkonflikten (die „Klassiker“: Jürg Willi und Hans Jellouschek)
Seminar IV, 18. bis 20. Juli 2025 (mit Ute Jung und Dr. Dieter Teschke)
- Zwischen Bindung und Autonomie – der emotionsfokussierte „Wilder-Frieden“-Ansatz
- Die Empathie-Brücke und „change moments“ als zentrale Elemente des Paarprozesses
- Der „rote Faden“ in der Begleitung von Paaren – ein strukturiertes Programm in mehreren Schritten
- Attachment-Theorie und frühe Bindungsmuster (Bowlby) als Hintergrund der Bindungs-orientierten Ansätze
- Grundprinzipien der Gewaltfreien Kommunikation nach Marshall Rosenberg
Seminar V, 19. bis 21. September 2025 (mit Anna Finne-Teschke und Dr. Dieter Teschke)
- Romantische, Kämpferische, Pragmatische und Reife Liebe: ein Phasenmodell der Paarentwicklung
- Hauptsache keine Konflikte! Die minimierende Paardynamik
- Wie zu viel Nähe und Abhängigkeit die Liebe ersticken – das Modell von David Schnarch
- Differenzierungsfördernde Methoden bei pseudoharmonischen Paaren
- Dramatisch, explosiv, übertreibend – was tun mit hochstrittigen Paaren?
- Scham in der Paartherapie – ein schwieriges, aber zentrales Gefühl
- Sicherheit versus Freiheit – oder geht auch beides? die Grundfrage von Paarbeziehungen
Seminar VI, 21. bis 23. November 2025 (mit Ute Jung und Dr. Matthias Lang)
- Durch Achtsamkeit mehr Resonanzfähigkeit entwickeln: You must feel it to heal it!
- Etwas erleben, statt „nur“ zu verstehen – erlebnisorientierte Interventionen entwickeln
- Ressourcenorientierte Trancen – auch in der Paartherapie hilfreich
- Reden allein hilft manchmal nicht! Den Körper in die Paartherapie einbeziehen
- Affektives und kognitives Mentalisieren in Paarbeziehungen
- Selbstfürsorge für Therapeut*innen
Seminar VII, 23. bis 25. Januar 2026 (mit Anna Finne-Teschke und Dr. Matthias Lange)
- Neuere paartherapeutische Konzepte für die Arbeit mit Persönlichkeitsanteilen
- Hypnosystemische Ego-State-Arbeit mit „kindlichen“ Anteilen
- „Normale“ Paarkonflikte oder Beziehungsstörung mit Trauma-Hintergrund?
- Das Krokodil in uns – der mühsame Weg zur Beziehungsfähigkeit
- Erste Interventionen zur Trauma-sensiblen Paartherapie
- Bitte klopfen! Unterstützung zur Selbstberuhigung
Seminar VIII, 20. bis 22. März 2026 (mit Ute Jung und Dr. Dieter Teschke)
- Die Mehrgenerationen-Perspektive: Biographische Einflüsse auf die Paarbeziehung
- Verstrickungen mit der Herkunftsfamilie anschaulich machen: Systemische Paar- und Familienaufstellungen in der Paartherapie
- Ausflüge in die Kindheit: Die Re-Inszenierung alter Verletzungen in der Paarbeziehung
- Halte mich! Mit Unterstützung des Partners/der Partnerin die eigene Geschichte erforschen
- Nicht in der Vergangenheit stecken bleiben! Wie eine Brücke zum aktuellen Beziehungsgeschehen geschlagen werden kann
- Ordnungen der Liebe? Die Schwierigkeiten von Patchwork-Familien
Seminar IX, 8. bis 10. Mai 2026 (mit Anna Finne-Teschke und Dr. Matthias Lange)
- Liebe und Sex – wie passt das zusammen?
- Das häufigste Thema: Sexuelle Lustlosigkeit – aber wieviel Sex ist viel und wie wenig Sex ist zu wenig?
- Kann ich noch begehren, was ich schon habe? Sex bei Langzeitpaaren
- Sexualität als Beziehungsgeschehen: Emotionsfokussierte Sexualtherapie
- Erotische Spannung als Kombination von Anziehung plus Hindernis
- Sex worth wanting – eine interessante Idee! Das „Nein“ als Kompetenz statt als Defizit
- Körpertherapeutische Ansätze in der Sexualtherapie
Seminar X, 26. bis 28. Juni 2026 (mit Anna Finne-Teschke und Dr. Dieter Teschke)
- Auslöser und Ursachen von Trennung: Paartherapie als Trennungsbegleitung
- Offene Rechnungen – jetzt wird bilanziert!
- Seitensprünge – Ende der Beziehung oder frischer Wind bei ungelösten Problemen?
- Resilienz: Was Paare zusammenhält
- Verzeihen als wichtiges Thema in Paarbeziehungen
- Versöhnung und Ausgleichsrituale für einen Neuanfang
- Abschied
Weitere Informationen zur Teilnahme
- Die Aus- und Weiterbildung umfasst 10 Wochenenden. Das 1. Seminar ist Auswahl- und Entscheidungswochenende. Danach gilt die Anmeldung für alle übrigen Wochenenden. Die verschiedenen Seminare können nicht einzeln gebucht werden.
- Bei Seminar VIII ist es möglich, den Partner/ die Partnerin mitzubringen.
- In den Zeiten zwischen den einzelnen Seminaren treffen sich die TeilnehmerInnen wenigstens ein Mal in Peer-Groups zum Erfahrungsaustausch.
- Auswärtige Teilnehmer:innen können in den Räumen der Praxis übernachten.
Infoabende
Es gibt Infoabende am 7.10., 18.11.2024, 13.1.2025 (Mo.) jeweils um 19 Uhr in der Praxis Stresemannallee 86, Hamburg-Lokstedt. Wir bitten um kurze telefonische Anmeldung.
Zertifikat
Nach Teilnahme an allen 10 Seminaren, einer Fallsupervision und einer Falldokumentation wird ein Zertifikat ausgestellt. Die Ausbildung ist von der Psychotherapeutenkammer Hamburg akkreditiert (19 Fortbildungseinheiten je Wochenende, 190 Fortbildungspunkte gesamt).
Termine
10 Wochenenden mit je 16 Unterrichtseinheiten
jeweils Freitag, 18 Uhr bis 21 Uhr, Samstag 10 bis 13.30 Uhr
und 15.30 bis 19 Uhr, Sonntag, 10 bis 15 Uhr.
Ort
Norddeutsche Paarakademie
Psychotherapeutische Praxis Dr. Dieter Teschke
Stresemannallee 86, 22529 Hamburg
Dozenten
Dr. Dieter Teschke
Anna Finne-Teschke
Dr. Matthias Lange
Ute Jung
Kosten
390 Euro pro Wochenende
Einmalige Kosten 90 Euro Organisationsgebühr zu Beginn und
110 Euro für eine Fallsupervision am Ende der Ausbildung